Ich war letzte Woche mit meiner Enkeltochter beim Kinderarzt. da viel mir so einiges auf, was ich (wir) verlernt habe. Dieses wieder Bewusst werden möchte ich nun mit euch teilen.
Offenheit
Sie war noch nie dort. Trotzdem lief sie ohne irgendwelchen Bedenken rein. Sie versuchte sofort in jeden offenen Raum rein zulaufen, ohne auf mich zu warten.
Im Wartezimmer entdeckte sie eine alte Schreibmaschine, sofort setzte sie sich dran und klimperte drauf los. Kurze Zeit später musste sie noch mit dem Spielzeug spielen, dass auch etwas neues war.
Sie ging ohne irgendwelche Ängste in eine neue Umgebung. Ihr Entdecker trieb lies sie sofort was neues ausprobieren und alles wurde genau begutachtet.
Wie wären wir? wir wären vielleicht nur zögerlich rein gegangen, hätten uns auf unseren Platz gesetzt. Wir hätten unsere Lust auf der alten Schreibmaschine zu klimpern unterdrückt. Nur nicht auffallen.
Auf Augenhöhe
kurze Zeit später kam eine Mutter mit ihrem Kind. Man sah dem Kind an, dass es wirklich krank war. Giada war voll Freude und versuchte alles um die Aufmerksamkeit von diesem Kind zu bekommen. Sie begrüsste sie, sie brachte ihr Spielzeug, stupste sie leicht. Alles nützte nichts, das Mädchen kam nicht spielen, sprach nicht mal mit ihr, schaute sie nur an. Was dann kam berührte mich sehr. Sie stellte sich vor dieses Mädchen, das im Arm ihrer Mutter war und kniete sich hin. So war sie auf Augenhöhe, eigentlich sogar etwas tiefer. Ich fand das so eine schöne Geste. Leider nützte das auch nichts, weil das Mädchen einfach zu krank war. Wir mussten dann ins Untersuchungszimmer.
Was hätten wir getan? Hätten wir uns auch so bemüht um eine andere Person oder wären wir schon eingeschnappt wenn sie nicht zurück grüsst? Hätten wir uns weiter bemüht oder gedacht, wenn du keinen Kontakt willst, dann lass es und uns abgewendet? Wären wir vor einer fremden Person auf die Knie? Ich überlegte mir, wie oft bemühe ich mich vielleicht nicht genug, gebe zu schnell auf. Ich kann ja nicht in die Person rein sehen und wissen weshalb sie reagiert, wie sie reagiert. Mich auf Augenhöhe mit anderen Menschen zu fühlen ist für mich normal geworden. Früher konnte ich das selten, ich sah mich drüber oder drunter. Würde ich mich vor eine Fremde Person hin knien? Bei der Arbeit oder wenn jemand Hilfe braucht sofort, aber sonst? ich weiss es nicht. Dieses Erlebnis, lässt mich das nun anders sehen.
Gelassen bleiben
Im Untersuchungszimmer, war wieder ihr Wissensdurst gross, sie musste alles anschauen und anfassen. Vor dem öffnen der Schubladen konnte ich sie gerade noch abhalten 🙂
Als die Ärztin dann kam, schenkte sie ihr ein lächeln und lies den Untersuch ohne Probleme über sich ergehen. Danach widmet sie sich sofort wieder ihrem Spiele trieb.
Wie schnell lassen wir uns stören und fühlen uns gestresst? Können wir anschliessend sofort wieder weiter machen, nach der Unterbrechung? Bei mir geht das meistens sehr gut, manchmal ärgere ich mich aber auch über eine Störung.
Anschliessend gingen wir uns anziehen. Giada ging nochmals zu dem Mädchen um sich zu verabschieden. Ich sprach dabei noch einige Worte mit der Mutter.
So viel kann man lernen, wenn man Augen und Herz offen hat. Soviel kann einem eine so kleine Person zeigen und das nur bei einem Arztbesuch.
Diese kleine/grosse Person ist erst 19 Monate jung. Ich bin gespannt was sie mir sonst noch zeigen wird. Ich erlebe die Zeit mit ihr immer als ein Geschenk.
Herzlichst, Manuela